Humboldt-Universität zu Berlin - Abteilung Sportpädagogik

Forschungslinie 1 - Theoretische und empirische Arbeiten zur Sportbezogenen Sozialisation
Was bedeutet Sozialisation im und durch Sport? Welche Faktoren spielen dabei ein Rolle? Wie wirkt sportbezogene Sozialisation in unterschiedlichen Kontexten, z. B. im Schulsport oder im Verein?

Unter der Perspektive einer Sozialisation zum Sport interessieren die Lebensbedingungen, unter denen Sport- und Bewegungskarrieren entwickelt werden, wobei das Interesse zunächst den in der Forschung kaum berücksichtigten Stadt-Land-Disparitäten galt (Baur & Burrmann, 2000; Burrmann, 2005). In neueren Untersuchungen wurden insbesondere kulturelle Einflüsse u.a. im Zusammenspiel mit sozioökonomischen Faktoren und Geschlecht betrachtet (Burrmann et al., 2015, 2017; Burrmann, 2015; Burrmann & Mutz, 2016; Mutz & Burrmann, 2014; Nobis & Albert, 2018). Unter der Perspektive einer Sozialisation im und durch Sport wurde die bedeutsame Frage aufgenommen, inwiefern die Beteiligung an verschiedenen Kontexten des Sports einen Beitrag zur Bewältigung von Entwicklungsaufgaben im Kindes- und Jugendalter leisten kann (Albert, 2017a, 2017b; Burrmann, 2005, 2011). Dabei wurde v.a. die Selbstkonzeptentwicklung erforscht (Burrmann, 2002, 2016).

Im Fokus steht zum einen die Frage, inwieweit bestimmte Handlungsbefähigungsmuster im Schulsport bevorzugt werden, sich also auch der Schulsport, und hier insbesondere der Sportunterricht, an Wert- und Normpräferenzen bildungsnaher Milieus orientiert (Burrmann, 2015; Burrmann & Zander, 2017). Auf der Grundlage der Befunde sollen erste Konsequenzen für die Konstruktion eines Schulsports, der das Leitprinzip der Handlungsbefähigung umsetzt, abgeleitet werden. Zum anderen befassen sich Arbeiten mit der sport(vereins)bezogenen Sozialisation von bestimmten Personengruppen wie z.B. Jugendliche und junge Erwachsende mit Migrationshintergrund (Burrmann et al., 2015), sozial-benachteiligte Jugendliche (Albert, 2017a, 2017b) oder Leistungssportler:innen (Hoffmann et al., 2010; Richartz et al., 2010).

Folgende Forschungsprojekte lassen sich hier einordnen:

  • Sportive Orientierungen und Körperkulturen von jugendlichen Migrantinnen und Migranten im Spannungsfeld von Schule und Lebenswelt (2014-2017; gemeinsam mit Michael Meuser und Jörg Thiele, TU Dortmund)
  • Sportvereinsbezogene Sozialisation von Jugendlichen mit Migrationshintergrund (2010-2012)
  • Längsschnittstudie zum Sportengagement von sozial benachteiligten Jugendlichen in Freizeit und Schule“ (2003-2006)
  • Längsschnittstudie zur sportbezogenen Sozialisation von Jugendlichen (2002-2003)
  • Sportbezogene Partizipation von Mädchen (2001-2002)
  • Sport- und Freizeitengagements von Jugendlichen in ländlichen Regionen Brandenburgs (1998-2000)

 


Ausgewählte Publikationen

Albert, K. (2017a). Jugendliche im Hauptschulbildungsgang und ihr Sporttreiben in der Freizeit im Kontext von Zugehörigkeit und Freundschaft. Diskurs Kindheits- und Jugendforschung, 12 (4), 427-438. https//doi.org/10.3224/diskurs.v12i4.04.

Albert, K. (2017b). Sportengagement sozial benachteiligter Jugendlicher. Eine qualitative Längsschnittstudie in den Bereichen Freizeit und Schule. Springer Fachmedien Wiesbaden. https//doi.org/10.1007/978-3-658-16849-0.

Baur, J., & Burrmann, U. (2009). Motorische Entwicklung in sozialen Kontexten. In J. Baur et al. (Hrsg.), Handbuch Motorische Entwicklung (S. 87-112). Hofmann.

Baur, J., & Burrmann, U. (2008). Sozialisation zum und durch Sport. In K. Weiß & R. Gugutzer (Hrsg.), Handbuch Sportsoziologie (S. 230-238). Hofmann.

Baur, J., & Burrmann, U. (2000). Unerforschtes Land: Jugendsport in ländlichen Regionen (Sportentwicklungen in Deutschland, Band 14). Meyer & Meyer.

Baur, J., Burrmann, U., & Krysmanski, K. (2002). Sportpartizipation von Mädchen und jungen Frauen in ländlichen Regionen. Sport und Buch Strauß.

Burrmann, U. (2018). Sportbezogene Sozialisation. In A. Güllich & M. Krüger (Hrsg.), Handbuch Sport und Sportwissenschaft, Sektion Sportsoziologie, Sport in Kultur und Gesellschaft. Springer Verlag.

Burrmann, U. (2016). Die Stärkung des Selbstkonzepts durch Sport!? Bewegung und Sport, 70(1), 18-23.

Burrmann, U. (2015). Schülertypen im Sportunterricht der Sekundarstufe I – Perzeptionen des Sportunterrichts und deren Bezug zum außerschulischen Sport. Zeitschrift für Sportpädagogische Forschung, 3(2), 58-80.

Burrmann, U. (2011). Sozialisationswirkungen des außerschulischen Sports am Beispiel des Jugendalters. In M. Krüger & N. Neuber (Hrsg.), Bildungspotenziale im Sport (S. 267-288). Verlag für Sozialwissenschaften.

Burrmann, U. (Hrsg.). (2005). Sport im Kontext von Freizeitengagements Jugendlicher. Aus dem Brandenburgischen Längsschnitt 1998-2002.  Sport und Buch Strauß.

Burrmann, U. & Konowalczyk, S. (2020). Prosoziale Werte und Werthaltungen im Sport. In C. Breuer, C. Joisten & W. Schmidt (Hrsg.), Vierter Deutscher Kinder- und Jugendsportbericht (S. 280-306). Schorndorf: Hofmann. 

Burrmann, U., Brandmann, K., Mutz, M., & Zender, U. (2017). Ethnic identities, sense of belonging and the significance of sport: stories from immigrant youth in Germany. European Journal for Sport and Society, 14(3), 186-204.

Burrmann, U., & Zander, B. (2017). Unterschiede im Sportunterricht zwischen Gymnasien und Hauptschulen. sportunterricht, 66(12), 361-365.

Burrmann, U., & Mutz, M. (2016). Selbstberichtete Angst im Sportunterricht: Eine Analyse unter besonderer Berücksichtigung des Geschlechts und der ethnischen Herkunft. Leipziger sportwissenschaftliche Beiträge, 57(1), 95-119.Burrmann, U., Seyda, M., Heim, R., & Konowalczyk, S. (2016). Individualisierungstendenzen im Sport von Heranwachsenden – revisited. Sport und Gesellschaft, 13(2), 113-143.

Burrmann, U., Mutz, M., & Zender, U. (Hrsg.). (2015). Jugend, Migration und Sport – Kulturelle Unterschiede und die Sozialisation zum Vereinssport. VS.

Hemming, K., Albert, K., & Hofherr, S. (2020). Organisierte sportliche Aktivität und berufliche Zielorientierung von Hauptschüler*innen am Übergang von der Schule in die berufliche Ausbildung. sportunterricht, 69(6), 250-255. https//doi.org/10.30426/SU-2020-06-2.

Hoffmann, K., Sallen, J., Albert, K., & Richartz, A. (2010). Zeitaufwendungen von Spitzensportlern in Leistungssport- und Bildungs-/Berufskarriere: Eine empirische Studie zum Zusammenhang mit subjektivem Belastungserleben. Leipziger Sportwissenschaftliche Beiträge, 51(2), 75-93.

Mutz, M., & Burrmann, U. (2014). Sind Mädchen im koedukativen Sportunterricht benachteiligt? Neue Befunde zu einer alten Debatte. Sportwissenschaft, 44, 171-181.

Nobis, T., & Albert, K. (2018). Kinder- und Jugendsport in einer geschichteten Gesellschaft? Aufarbeitung und Diskussion des aktuellen Forschungsstandes in Deutschland. Sport und Gesellschaft, 15(1), 63-92.

Richartz, A., Albert, K., Sallen, J., & Hoffmann, K. (2010). Chronische Belastungen und persönliche Ziele in Leistungssport- und Bildungskarriere. In Bundesinstitut für Sportwissenschaft (Hrsg.), BISp-Jahrbuch Forschungsförderung 2009/10 (S. 307-313). Statistisches Bundesamt.