Humboldt-Universität zu Berlin - Sportpsychologie

Psychophysiologischer Stress im Esport

Inhalte und Ziele:

Psychophysiologischer Stress wurde bereits in diversen sportlichen Kontexten untersucht, wodurch es möglich ist, evidenz-basierte sportpsychologische Interventionen anzuwenden und damit die Leistung der Sporttreibenden zu erhalten bzw. zu steigern.

Dieses Wissen fehlt jedoch bislang im Bereich des elektronischen Sports (E-Sport), welcher in den letzten zehn Jahren hinsichtlich der Anzahl der Spielenden und der Zuschauer sowie der Medienberichterstattung stark zugenommen hat. Während sowohl politisch als auch wissenschaftlich aktuell rege diskutiert wird, ob es sich bei E-Sport um Sport handelt (z.B. Holden et al., 2017), haben wir in einem Positionspapier (Leis, Raue, Dreiskämper & Lautenbach, 2021) dargestellt, dass ein bloßer Fokus auf diese Frage eine evidenz-basierte Beantwortung dieser Debatte erschwert und Vorteile der Erforschung des E-Sports ungenutzt lässt.

Hierbei können sportpsychologische Theorien in bislang kaum erforschten Situationen des kooperativen und kompetitiven Handelns zu einer Reflexion der Theorien und deren Anpassung führen. Insbesondere die Thematik des Stresses scheint auf Grundlage des kompetitiven Charakters des E-Sports in Hinblick auf die motorische und kognitive Leistung der E-Sportler/innen von großer Relevanz. Ein systematisches Review hat ein erstes Verständnis von Stress im E-Sport geschafft, theoretische und methodische Limitationen bisheriger Studien aufgezeigt (z.B. kein tatsächlicher Wettkampf) und zukünftige Forschung informiert (Leis & Lautenbach, 2020). Obwohl auch aktuelle qualitative Studien auf die Relevanz von psychologischem (z.B. Smith et al., 2019) sowie wahrgenommenem physiologischen Stress (Leis, Lautenbach, Birch & Elbe, in Druck) hinweisen, sind weitere Untersuchungen notwendig, um psychophysiologischen Stress im E-Sport zu verstehen und dadurch sportpsychologische Interventionen zur Steigerung der Leistung im E-Sport zu informieren.

Ziel dieser Studie ist es, erstmalig subjektive und objektive Stressreaktionen während eines Trainings und eines tatsächlichen Wettkampfes (Innersubjektdesign) zu untersuchen. Hierbei sollen subjektives Stressempfinden, Affekt und Emotionen als subjektive Parameter sowie Cortisol, Herzrate und Herzratenvariabilität als objektive Parameter an 44 E-Sportlern an unterschiedlichen Tagen vor, während und nach einem Training und eines Wettkampfes erhoben werden.

Unter Berücksichtigung der Limitationen bisheriger Studien (Leis & Lautenbach, 2020) trägt dies zu einer Schließung der Forschungslücke von Stressreaktionen im E-Sport bei. Entgegen bisheriger Untersuchungen werden sowohl psychologische als auch physiologische Parameter einbezogen, diese während des Trainings und eines tatsächlichen Wettkampfes untersucht sowie adäquate Messungen in Ruhe durchgeführt. Insbesondere durch die geringe körperliche Aktivität im E-Sport ist es möglich, den Einfluss psychologischer Prozesse auf physiologische Stressreaktionen besser beurteilen zu können und dadurch bestehende theoretische Modelle zu informieren (siehe Leis et al., 2021).

 

Kooperationspartner*innen:

Oliver Leis (Universität Leipzig)

Prof. Dr. Anne-Marie Elbe (Universität Leipzig)

Dr. Dr. Sylvain Laborde (Deutsche Sporthochschule Köln)

 

Finanzierung:

DFG Sachbeihilfe (2021-2022)

 

Publikationen:

Leis, O., Raue, C., Dreiskämper, D., & Lautenbach, F. (2021). To be or not to be (e) sports? That is not the question! Why and how sport and exercise psychology could research esports. German Journal of Exercise and Sport Research, 51(2), 241-247.

Leis, O., & Lautenbach, F. (2020). Psychological and physiological stress in noncompetitive and competitive esports settings: A systematic review. Psychology of Sport and Exercise, 51, 101738

Lautenbach, F.*, & Leis, O.* (2020). Kommentar zu „Und dann war das Gespräch ganz schnell beendet…“. Zephir, 2, 14-16.